Wir alle haben den Text gelesen, der auf den Lizenzgeber-Websites als Erklärung für lizenzierten Inhalt prangt:
Nein, die Einbindung von Agentur-Artikeln schadet Ihrem SEO-Rank nicht. Google unterscheidet zwischen Duplicate Content (kopierter Inhalt) und Syndicated Content (lizenzierter Inhalt). Duplicate Content schadet Ihrem Rank in Suchmaschinenergebnissen, Syndicated Content nicht.
Quelle: „Important: Licensed or syndicated content should not be considered as ‚copied‘ (…). Examples of syndicated content in the U.S. include news articles by AP or Reuters“
Google Search Evaluator Guidelines v. 05.03.24, S. 40.
Quelle: DPA FAQ
Auch wenn dies faktisch korrekt ist im Bezug auf den generellen SEO-Rank, so ist der Nachteil dennoch offensichtlich. Denn dies ist an die Bedingung geknüpft, dass die Artikel korrekt formatiert und markiert sind. Und selbst wenn alles korrekt angegeben ist, ergeben sich auch ohne direkten Einfluss auf den SEO-Rank deutliche Nachteile. Gehen wir ein einfaches Beispiel durch:
Fakt 1: Syndicated Content muss erkannt werden
Google wird niemals den identischen Artikel mehrmals auf einer Seite anzeigen, da dies gegen Googles Leitlinien spricht. Um dies zu vermeiden und die Ursprungsquelle zu identifizieren, verwendet Google unter anderem das Canonical-Tag. Dies ist ein Tag im Quelltext einer Website, das den Ursprungsartikel benennt. Im Falle von lizenzierten Artikeln muss laut Googles Richtlinien der Quellartikel (z.B. der Originalartikel der DPA) im Canonical-Tag angegeben werden oder alternativ ein Nofollow-Link zum Quellartikel. Ist dies nicht der Fall oder ein falsches Canonical-Tag vorhanden, bestimmt Google anhand des Veröffentlichungszeitpunkts, der Autorität und Vertrauenswürdigkeit der Website sowie weiteren Kriterien, wer der Urheber ist.
Warum ist das wichtig?
In einer einfachen Prüfung zeigt sich, dass keine einzige Website den korrekten Canonical-Tag gesetzt hat, sondern immer sich selbst als kanonisch bestimmt. Dies führt zu einem Problem mit Duplicate Content, da mehrere Websites den identischen Text beanspruchen, der Urheber zu sein. Google muss diese Diskrepanz lösen. Wenn die Artikel alle zeitgleich veröffentlicht werden, wählt Google anhand der üblichen Kriterien wie Autorität, regionaler Bezug, Vertrauenswürdigkeit, Geschwindigkeit der Website und Lesbarkeit aus, welcher Artikel angezeigt wird. Anhand des Zeitpunktes der Veröffentlichung kann Google die anderen lizensierten Artikel erkennen, jedoch nicht den korrekten Urheber zuverlässig bestimmen.
Fakt 2: Ob SEO-Strafe oder nicht: deutliche Nachteile
Nehmen wir als Beispiel den Artikel „Neue Cannabis-Regeln: Was Autofahrer wissen müssen“. Wenn wir bei Google diesen Satz in Anführungszeichen eingeben, werden alle Ergebnisse angezeigt, die exakt diesen Text auf ihrer Website haben – in diesem Fall über 6100 Ergebnisse. Es haben also 6100 Websites den identischen Artikel und jeder möchte auf Platz 1 bei Google stehen.
In unserem Beispiel steht MSN an zweiter Stelle. Warum das wichtig ist, zeigt sich, wenn wir die Anführungszeichen weglassen und das Thema ohne den exakten Wortlaut suchen.

Fakt 3: SEO-Strafe, aber nicht die Schuld des Lizenzgebers
MSN ist in den Ergebnissen verschwunden? Nein, nur weiter hinten (Seite 2) und verliert dadurch 95% des Traffics. Warum? Weil Google sowohl den Artikel der SZ als kanonisch bestimmt hat und diesen ganz oben anzeigt, als auch Artikel, die sich vor MSN geschoben haben, veränderte Versionen des Artikels sind. Auto-Motor-und-Sport.de hat den Artikel erweitert und mehr Kontext hinzugefügt, andere haben ihn deutlich händisch umformuliert. Aber alle basieren auf der gleichen Quelle, der DPA.
Das ist verständlich. Wenn sich jemand über das Thema informieren will, braucht er nicht 6100 Mal den gleichen Artikel. Deswegen zeigt Google diesen nur einmal an. Dies ist ein deutlicher Nachteil in der Nutzergewinnung. Eine direkte Strafe wegen Duplicate Content ist eigentlich unumgänglich. Sollten Sie lizenzierte Artikel nutzen, kennen Sie sicher die Meldung der Google Search Console „Google hat eine andere Seite als kanonisch bestimmt“. Das ist Duplicate Content und wird abgestraft, wenn Sie den Canonical-Tag auf sich selbst gesetzt haben. Google weiß, dass es syndicated Content ist, aber Täuschung wird missbilligt. Die Meldung „Der Nutzer (Sie) hat eine andere Seite als kanonisch bestimmt“ ist hingegen bei lizenzierten Inhalten korrekt, wenn der Canonical-Tag ordentlich gesetzt wurde, und es gibt keine Strafe.
Dies ist nicht die Schuld des Lizenzgebers, sondern des Betreibers der Website, was verständlich ist. Man bezahlt schließlich für den guten Inhalt und möchte auch gezeigt werden. Und ab und zu als kanonisch bestimmt zu werden, ist immer noch besser, als generell nie als solcher zu gelten. Deswegen wird es sich wohl so schnell nicht ändern, dass jeder sich selbst als kanonisch einträgt und auf sein Glück hofft.
Google Seite 1

Google Seite 2

Fakt 4: Google hat Allergien gegen Täuschung
Einen Artikel nur geringfügig zu verändern, verstößt sowohl gegen Googles Richtlinien als auch gegen die Nutzungsbedingungen, was zu einem Rauswurf und manuellen Sanktionen führen kann. Auch wenn Sie die Lizenz haben und nicht gegen das Urheberrecht verstoßen, ist es ein deutlicher Versuch, die Inhalte zu „schönen“ mit dem einzigen Zweck, Google auszutricksen. Dagegen ist Google allergisch. Wenn Sie die 6100 Ergebnisse bis zum Ende durchsuchen, sehen Sie etliche Artikel, die nur minimal verändert wurden, schlecht umformuliert wurden durch Syntax-Spinner oder billigste KI. Eine schlechte Bearbeitung ist also schlimmer als gar keine Bearbeitung des Inhalts.